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5.03.2020 | Verfasst von Martin Samsel

Die meiste Zeit meines Berufslebens beschäftigte ich mich intensiv mit Zielgruppen, Produkten, Marken. Immer auf der Suche nach dem wirkungsvollsten Hebel einer Zielgruppe etwas zu verkaufen.

Mit der Digitalisierung kamen jede Menge neue Möglichkeiten dazu, diese mit immer mehr Spezialwissen zu verstehen und in immer mehr Spezialdisziplinen zu erreichen.

Vor lauter Spezialisierung geht jedoch vielerorts die Perspektive des grossen Ganzen verloren. Diese ist nichts anderes als der konsequente Fokus auf den Menschen, d.h. gesellschaftliche und technologische Entwicklungen zu verstehen und zu antizipieren, was sie auf Denk- und Verhaltensweisen von Menschen bewirken. Und darauf seine Businessmodelle, Produkte, Dienstleistungen und Marketing auszurichten.

Darum beginnt überall dort ein toxischer Kreislauf aus Begehrlichkeits und -Ertragserosion, wo digitale Transformation vor allem als Digitalisierung des Bestehenden begriffen wird. Mit Machtverschiebung hin zum Verbraucher hat das wenig zu tun.

Vielleicht wird im Rückspiegel der Zeit die grösste soziokulturelle Errungenschaft der Digitalisierung die Rückbesinnung darauf sein, dass wir keine Zielscheiben oder Verbraucher sind.

Oder ist einer von uns morgens schon mal als «Konsument» aufgewacht, dessen Hirn auch noch so schnell wächst wie die Anzahl der Inhalte auf immer mehr Kanälen? Die Wissenschaft zeigt, die Aufnahmefähigkeit und Aufmerksamkeitsspanne sinkt mit zunehmender Fülle und Wechsel-Geschwindigkeit der Inhalte. Menschen sind halt doch nur Menschen.

Als solche meistern wir unseren Tag. Nennt sich Leben. Egal wie komplex uns das manchmal auch erscheinen mag, so einfach ist in diesem unsere Beziehung zu Unternehmen und Marken: Wir schliessen sie ins Herz, wenn sie uns das Leben ein bisschen besser machen.

In dem sie uns echten Nutzen stiften.
Oder Identität.
Oder Sinn.
Das verkauft immer noch am besten.
Und das sogar nachhaltig.